#IngeDeutschkron100: Rudi-Arndt-Straße, Berlin-Pankow. Ella und Inge Deutschkron lebten im Jahr 1943 in dieser Straße, die damals Olivaerstraße hieß. Das Ehepaar Garn nahm beide Frauen im Haus Nr. 3 für mehrere Wochen auf, als ein neuerlicher Versteckwechsel erforderlich wurde.

Paul Garn, Tischlermeister, und seine Ehefrau (deren Name unbekannt blieb bzw. die von Inge Deutschkron nur als ‚Mutter‘ Garn bezeichnet wurde) ließen Ella und Inge Deutschkron bei sich wohnen, damit sich diese nicht immer an demselben Ort bzw. in demselben Umfeld befanden.

„Ich trug den gelben Stern“, Kapitel „Von einem Versteck ins andere“, Textauszug: „Eines Tages kam das Ehepaar Garn zu Besuch. Paul und ‚Mutter‘ Garn hatten es recht schwer [...]. Als wir ins Zimmer traten, empfing uns ‚Mutter‘ Garn mit den Worten:

‚Deutschkrons, ihr kommt jetzt mal ein bißchen zu uns. Wir haben es gerade besprochen.‘ Paul Garn nickte zustimmend.

Grete fügte hinzu: 'Es ist ganz gut, wenn ihr mal ein bißchen woanders seid. Zu lange an einem Platz fällt leicht auf. Die Inge kommt natürlich wie immer zur Arbeit.‘ So war‘s beschlossen.

Wir hatten keine Einwände. Wir sollten wir auch! [...]

Und so ließen wir die meisten unserer Habseligkeiten bei Grete im Laden und zogen zu den Garns, in den Norden Berlins, Olivaerstraße 3, eine der Arbeitersiedlungen [...].

Grete sorgte mit Lebensmitteln dafür, daß die Garns durch uns nicht Hunger litten. Meine Mutter wurde immer nervöser. Als ich eines Abends mit ihr spazierenging, erzählte sie, daß eine Nachbarin hereingekommen sei, ohne daß Frau Garn sie habe daran hindern können.

‚Ach, Sie haben Besuch?‘ hätte sie erstaunt ausgerufen. Wieder diese vermaledeite Frage.“

Die besagte Nachbarin klingelte in der folgenden Zeit wiederholt beim Ehepaar Garn - immer wieder „erstaunt“ davon, dass die ihr fremden Frauen noch „zu Besuch“ waren. Die Lage wurde bedrohlich - für die Deutschkron-Frauen und für die herzkranke Frau Garn.

Ella und Inge Deutschkron sahen sich nach einigen Wochen gezwungen, erneut weiterzuziehen - wieder nach Wilmersdorf. (Hinweis: Die Aufzeichnungen, die es zum Ehepaar Garn gibt, sind sehr spärlich - und eine Gedenktafel oder anderweitige Ehrung in Berlin ist mir nicht bekannt.)

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