Zwei Frauen. Zwei Lebenswege. Viele Unterschiede, aber zwei Gemeinsamkeiten: Mut zum Kampf gegen den Naziterror und Hilfe für verfolgte Mitmenschen.
Die Geschichten hinter dem Namen dieser Website.
Die Ereignisse unter dem Naziterror sind uns zeitlich noch sehr nahe: 100
Jahre oder 90 Jahre oder 80 Jahre sind in der Geschichte kaum mehr als der
redensartliche "Wimpernschlag" - zumal in einer Stadt wie Berlin, die deutsche
Zeitgeschichte in allen Stadtteilen und in nahezu jeder Straße atmet. Jahr für
Jahr wird hier deshalb ein Lebensweg vorgestellt, der genau 100 Jahre zuvor in der
damaligen Reichshauptstadt begann - oder ein einzelnes Datum aus der
Stadtgeschichte, das exakt 100 Jahre zurückliegt. Die
#IngeDeutschkron100-Threads, ein Twitter-Projekt aus dem Sommer 2022, stehen
dabei am Anfang.
Das SA-Gefängnis Papestraße im Stadtteil Tempelhof war im Jahr 1933 ein frühes KZ. Die SA setzte hier vor allem politische Gegnerinnen und Gegner des NS-Regimes sowie Jüdinnen und Juden gefangen, die vernommen und gefoltert und systematisch erniedrigt wurden.
Die SA jagte und verschleppte und folterte im Stadtteil Köpenick im Juni 1933 viele politische Gegnerinnen und Gegner des Nationalsozialismus und zudem Jüdinnen und Juden. Die Terrorwelle traf bis zu 500 Menschen. Die SA-Trupps begingen dabei mehrere Morde, woran u. a. im einstigen Amtsgerichtsgefängnis Köpenick erinnert wird.
Das NS-Regime ermordete im damaligen Strafgefängnis Plötzensee von 1933 bis 1945 insgesamt mehr als 2.800 Gefangene aus mehr als 20 Staaten auf der ganzen Welt - zumeist durch das Fallbeil oder durch den Strang. Die heutige Gedenkstätte Plötzensee wurde vor Ort bereits im Jahr 1952 eingeweiht.
Das NS-Regime ließ - koordiniert durch die "Zentraldienststelle T4" in der Tiergartenstraße 4 - ab April 1940 gezielt Patientinnen und Patienten sowie pflegebedürftige und / oder gesellschaftlich ausgegrenzte Menschen töten. Die dabei ausgeführten Morde waren die erste systematische Massenvernichtung unter dem Naziterror mit etwa 300.000 Todesopfern in ganz Europa. Das Mahnmal in der Tiergartenstraße gibt es seit dem Jahr 2014.
Das NS-Regime ließ ab Oktober 1941 systematisch allein aus ganz Berlin mehr als 55.000 Jüdinnen und Juden in Ghettos und KZ verschleppen. Die einst in der Levetzowstraße beheimatete, prachtvolle Synagoge im Stadtteil Moabit wurde dabei von Anfang an als Deportationssammellager missbraucht. Das Mahnmal vor Ort wurde im Jahr 1988 eingeweiht.
Die Massendeportation der jüdischen Bevölkerung aus ganz Berlin erfolgte unter dem Naziterror ab Oktober 1941, wobei allein bis zum Frühjahr 1942 etwa 10.000 Jüdinnen und Juden vom Bahnhof Grunewald aus verschleppt wurden. Die Deportationszüge verließen die damalige Reichshauptstadt danach vom Güterbahnhof Moabit und vom Anhalter Bahnhof aus, insgesamt wurden bis 1945 allein aus Berlin mehr als 55.000 Jüdinnen und Juden verschleppt und ermordet.
Der damalige Güterbahnhof Moabit war unter dem Naziterror von 1942 bis 1944 der Ausgangspunkt für die Deportation von ca. 32.000 Jüdinnen und Juden in Ghettos und KZ. Die Gedenkstele auf der nahe gelegenen Putlitzbrücke wurde im Jahr 1987 eingeweiht und ist einem jüdischen Grabstein nachempfunden.
Das NS-Regime ließ vom Güterbahnhof Moabit aus ca. 32.0000 Jüdinnen und Juden in Ghettos und KZ verschleppen - mehr als von jedem anderen Bahnhof im gesamten Deutschen Reich. Gedenktafeln, Schienenteile und ein Kiefernhain erinnern direkt am historischen Ort der einstigen Gleise 69, 81, 82 an die Deportationen.
Reinhard Heydrich lud als "Chef der Sicherheitspolizei und des SD“ vom besetzten Prag aus führende Vertreter der NSDAP, der SS und mehrerer Reichsministerien zu einer "Besprechung mit anschließendem Frühstück zum 20. Januar 1942" nach Berlin ein. Die Besprechung im damaligen "Gästehaus der SS" am Großen Wannsee dauerte ca. eineinhalb Stunden. Das Besprechungsergebnis der so genannten "Wannseekonferenz" war ein Grundsatzplan zur koordinierten Deportation und Ermordung der jüdischen Bevölkerung aus ganz Europa.
Otto Weidt (* 1883, † 1947), der im Laufe der 30er Jahre fast vollständig erblindete, bewahrte unter dem Naziterror sehr zahlreiche Jüdinnen und Juden vor der Deportation, indem er sie in seiner als "wehrwichtig" eingestuften Besen- und Bürstenwerkstatt beschäftigte. Der Handwerker, der gelernter Tapezierer war, wurde posthum im Jahr 1971 als "Gerechter unter den Völkern" ausgezeichnet.
Die Vernichtung auch der Sinti und Roma war eines der wesentlichen Ziele des NS-Staates und seiner rassistischen Ideologie. Kinder, Frauen, Männer wurden gejagt, systematisch deportiert und getötet. Der Massenmord an den Sinti und Roma forderte bis zum Ende des NS-Regimes bis zu 500.000 Menschenleben. Das Mahnmal im Stadtteil Tiergarten wurde im Herbst 2012 eingeweiht.
Lesben und Schwule wurden unter dem Naziterror auf vielfache Weise angefeindet, gezielt diskriminiert und zudem verfolgt. Das NS-Regime zerschlug die homosexuellen Lebenswelten - und Lesben und Schwule blieben nach der NS-Zeit aus der sich entwickelnden deutschen Gedenkkultur für lange Jahrzehnte ausgeschlossen. Das Denkmal im Stadtteil Tiergarten (und in Sichtweite des Brandenburger Tores) besteht seit dem Jahr 2008.
The role that curators play, like the art they care for, is constantly evolving. As culture shifts, moving with changes in the social and political landscape or technological innovations, so does the art being produced.
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Berlin-Schöneberg: Ein Mahnmal in 80 Gedenktafeln
Das Bayerische Viertel in Schöneberg wurde bis zum Jahr 1914 angelegt und erbaut - auf Initiative vor allem von Salomon Haberland (geb. 1833, gest. 1914), eines in Berlin bereits alteingesessenen Textil- und Terrainunternehmers. Das Viertel war ab dem Jahr 1914 zuerst eine Ortslage der damaligen kreisfreien Stadt Schöneberg und ab dem Jahr 1920 dann ein Stadtteil im neu geschaffenen "Groß-Berlin" - und der jüdische Bevölkerungsanteil war von Anfang an sehr hoch.
Die Deportationen unter dem Naziterror begannen auch im Bayerischen Viertel im Jahr 1941 und trafen hier besonders viele Jüdinnen und Juden - vom gerade geborenen Säugling bis zum greisen Menschen. Der Stadtteil rund um den Bayerischen Platz galt ab Mai 1943 als so genanntes "judenreines Gebiet", wie es in der rassistischen Sprache des NS-Regimes hieß.
Die von Renata Stih und Frieder Schnock ("Stih & Schnock") gemeinsam geschaffenen 80 Gedenktafeln erinnern seit dem Jahr 1993 in vielen Straßen rund um den Bayerischen Platz an die Ausgrenzung und die Entrechtung, an die Vertreibung und die Deportation und schließlich an den Massenmord an der jüdischen Bevölkerung. Die jeweils doppelseitig gestalteten Tafeln weisen mit markanten Symbolen und in knappen Worten auf eine Vielzahl von antisemitischen Zwangsmaßnahmen hin, mit denen alle Jüdinnen und Juden im Deutschen Reich per Gesetz bzw. per Verordnung vom NS-Regime in ihrem Alltagsleben immer weiter diskriminiert wurden - von 1933 bis 1945. Das Mahnmal zitiert an einigen seiner Gedenkorte aber beispielsweise auch aus privaten Briefen oder anderen Aufzeichnungen, die erhalten geblieben sind. Die hier einsehbare Bilderstrecke zeigt eine knappe Auswahl der Mahntafeln - und nach und nach wird sie erweitert werden. Die Inschriften auf den Gedenktafeln oder ein kurzer Kommentar des Blogautors werden bei einer Berührung der Fotos sichtbar.
"Hidden Places" im Herzen Berlins
Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche auf dem Breitscheidplatz im Stadtteil Charlottenburg ist eines der bekanntesten Wahrzeichen in ganz Berlin. Das Gotteshaus trug bei einem britischen Luftangriff in der Nacht des 22. / 23. November 1943 sehr schweren Bombenschaden davon, der bis heute sichtbar ist. Die Kirche "atmet" deutsche Zeitgeschichte - ebenso wie die direkt benachbarten Straßen im weltbekannten Stadtzentrum. Die "Hidden Places"-Tour, die Nicolas Basse konzipiert hat, führt rund um die Gedächtniskirche aber an vier Orte, deren Vergangenheit aus der NS-Zeit undokumentiert geblieben ist.
Die Stadtführung beginnt in der Kantstraße 159, wo einst zwei Widerstandskämpferinnen gegen das NS-Regime lebten. Sie führt dann zur Joachimsthaler Straße 38, wo ein jüdischer Zahnarzt wohnte, der vergeblich versuchte, dem Naziterror zu entkommen. Der ehemalige Standort des Fotoateliers von Susanne "Suse" Byk (geb. 1884, gest. 1943), einer jüdischen Pionierin der Portraitfotografie, am Kurfürstendamm 230 ist die vorletzte Station des Spaziergangs. Die Tour endet in der Tauentzienstraße 7 b, wo eine Fotoserie entstand, mit der die "New York Times" ihre Berichterstattung zu den antisemitischen Pogromen vom 9. November 1938 begleitete. Gedenktafeln, Stolpersteine oder andere Mahnmale gibt es zu keinem dieser vier Orte.
Die Tour ist für alle Altersgruppen geeignet - und entsprechend auch für Jugendliche und für Kinder. Sie dauert bis zu 45 Minuten - je nach Tempo des Spaziergangs sowie Zahl der Fragen, die zu beantworten sind. Einzelführungen können ebenso gebucht werden wie Gruppentouren mit maximal 12 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Terminanfragen sind bis spätestens 10 Tage vor der gewünschten Stadtführung erbeten und können zu jeder Zeit über das unten eingestellte Kontaktformular abgeschickt werden.
(Das begleitende Bild zeigt einen Ausschnitt des Stadtplans "Kurzer Wegweiser durch Berlin", erschienen im Jahr 1935 und herausgegeben vom damaligen "Berliner Verkehrsverein".)