#IngeDeutschkron100: Rosenthaler Straße 26, Berlin-Mitte. Ella Deutschkron, die Mutter von Inge Deutschkron, wurde hier (unter dem falschen Namen ‚Ella Richter‘) im II. Weltkrieg von Theodor Görner beschäftigt, der an dieser Adresse eine Druckereiwerkstatt besaß und führte.

Die Arbeitsstelle anzunehmen, wurde erforderlich, da Ella und Inge Deutschkron im Laufe ihrer Flucht das Geld ausging - und durch die Vermittlung eines Bekannten fand Ella Deutschkron den Arbeitsplatz bei Theodor Görner, der sich umgehend bereit erklärte, sie zu beschäftigen.

„Ich trug den gelben Stern“, Kapitel „In ‚Sicherheit‘“, Textauszug: „Görner lehnte Hitler und die Nazis eindeutig ab. Er erklärte meiner Mutter, er wolle gar nicht wissen, wer sie wirklich sei. Sie möge ihm sagen, wie er sie nennen solle. In seiner Setzerei könne sie als Arbeiterin beschäftigt werden. Meine Mutter beschloß, auf den Namen Richter zu hören. Görner fügte noch hinzu:

‚Ich werde Ihnen heimlich am Anfang eines jeden Monats die Lebensmittelmarken zustecken, die Sie für unser Kantinenessen hier abgeben müssen.‘

Meine Mutter bekam den Lohn einer Arbeiterin, und wir waren zufrieden. Bei den Kollegen gab sie sich als Witwe eines Studienrates aus [...].

Die Firma Görner fertigte Stoffdrucke an und war als kriegswichtiger Betrieb anerkannt. [...] Unser Leben schien damals fast ‚normal‘.“

Der Druckereibesitzer, einst Mitglied der @spdde, und seine Tochter Hanni halfen unter dem Naziterror mehr als 100 Jüdinnen und Juden, von denen insgesamt 22 Personen überleben konnten. Ella Deutschkron arbeitete in seinem Betrieb, bis Herr Görner im Sommer 1944 verhaftet wurde.

Der Helfer in der Not hatte versucht, die jugendliche Sinaida Zuckermann, die unter dem NS-Regime als so genannte „Halbjüdin“ galt, an einer höheren Schule anzumelden und war dann an die Gestapo verraten worden. Die „Kriegswichtigkeit“ seiner Werkstatt führte zur Haftentlassung.

Theodor Görner überlebte den II. Weltkrieg, wurde im Jahr 1967 als einer der ersten Deutschen als „Gerechter unter den Völkern“ anerkannt und verstarb mit 86 Jahren #otd im Jahr 1971. Das Ehrengrab des Landes Berlin für Theodor Görner befindet sich auf dem Parkfriedhof Neukölln.

Brief von Ella Deutschkron an Theodor Görner, in dem sie sich im August 1945 „herzlichst“ für seine lebensrettende Hilfe bedankte. Das Schriftstück ist heute ein Exponat im „Museum Blindenwerkstatt Otto Weidt“ in Berlin-Mitte, sehr nahe der einstigen Werkstatt von Theodor Görner.

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