#IngeDeutschkron100: Hohenstaufenstraße, Berlin-Schöneberg. Ella und Inge Deutschkron, in Berlin nach der Flucht von Dr. Martin Deutschkron auf sich allein gestellt, bezogen hier ein möbliertes Zimmer. Die vorherige Wohnung gaben sie "bereits mehr oder weniger zwangsweise" auf, wie Inge Deutschkron es mit Blick auf den sie zunehmend drangsalierenden Vermieter zusammenfassend beschrieb. Die Erinnerungen an die neue Umgebung in Schöneberg gaben dann genauen Einblick in eine sehr typische hauptstädtische Wohnung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

„Ich trug den gelben Stern“, Kapitel „England antwortet nicht“, Textauszug: „Es war eine der typischen großen Wohnungen Berlins mit langem Korridor, knarrenden Dielen und dunklen großen sogenannten Berliner Zimmern, deren Fenster auf einen viereckigen Hof hinausgingen.“

Die folgende Textpassage schilderte zudem die Begegnung von Ella Deutschkron mit Paula Fürst. Die so bedeutende Reformpädagogin hatte in Berlin die Theodor-Herzl-Schule geleitet, die in den späten 30er Jahren die berufliche Wirkstätte von Dr. Martin Deutschkron gewesen war.

„Ich habe es noch im Ohr wie sie [sc. Ella Deutschkron] beschwörend auf Paula Fürst einsprach, meinem Vater die Lage in Deutschland und die Kriegsgefahr in den düstersten Farben zu schildern. Paula Fürst [...] sollte am 3. August 1939 einen Kindertransport nach England begleiten. Zur Überraschung ihrer Freunde kehrte sie nach Deutschland zurück, weil sie nicht so recht gewußt hätte, was sie in England anfangen sollte. In Berlin hatte sie ihre Wohnung, ihre Pension, ihre Freunde. Im Ausland aber? So wie sie haben viele deutsche Juden gedacht.“

Paula Fürst blieb unter dem Naziterror bis zuletzt an der Seite der ihr anvertrauten Kinder, wurde 1942 in das besetzte Minsk deportiert und ermordet. Der Name und das segensreiche Wirken der Pädagogin sind jedoch noch heute in Berlin gut sichtbar.

Die Entschlossenheit zweier Frauen, Seite an Seite: Portraitfoto von Ella und Inge Deutschkron aus dem Sommer 1939. Das Bild ist heute ein Exponat im „Museum Blindenwerkstatt Otto Weidt“ in Berlin-Mitte.


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