#IngeDeutschkron100: Blick vom Alexanderufer über den Humboldthafen nach Berlin-Moabit zum einstigen Ort des Lehrter Bahnhofs, im II. Weltkrieg schwer getroffen, dann bis zum Jahr 1958 abgerissen. Dr. Martin Deutschkron floh unter dem Naziterror von hier aus nach Großbritannien.

„Ich trug den gelben Stern“, Kapitel „England antwortet nicht“, Textauszug: „Ganz klein und aschfahl, so sah ich meinen Vater an jenem 19. April 1939 am Fenster des Eisenbahn-Coupés stehen. Mit beiden Händen hielt er sich am Griff des Fensters fest, als brauchte er einen Halt. Meine Mutter rief ihm auf dem Bahnsteig stehend wohl zum zehnten Mal immer den gleichen Satz zu:

‚Nicht wahr, du wirst versuchen, uns so schnell wie möglich nachzuholen! Es ist ganz gleich wie – als Hausmädchen, als Köchin – nur raus hier!‘

Mein Vater nickte immer nur. Er schien mir mutloser und hilfloser als jemals.“

Inge Deutschkron berichtete, dass ihre Mutter und sie in der folgenden Zeit zuversichtlich waren, ihrem Ehemann bzw. ihrem Vater nach Großbritannien folgen zu können - eine Hoffnung, die sich erst nach dem Ende des NS-Regimes erfüllte.

Die dazu herbeigesehnte Gelegenheit schien noch im August 1939 wahr zu werden. Die Chance für Ella und Inge Deutschkron, als Köchin bzw. als Haushaltshilfe zu einem schottischen Wissenschaftler zu ziehen, wurde jedoch durch den Ausbruch des II. Weltkrieges zunichte gemacht.

Ella und Inge Deutschkron schlugen sich ab April 1939 unter dem Naziterror zu zweit durch. Sie tauchten im Januar 1943 unter und lebten bis zum Mai 1945 in zehn Verstecken bzw. unter falschem Namen in Berlin und Potsdam. 20 Mitmenschen trugen dazu bei, dass sie am Leben blieben.

Personaldokument bzw. nationalsozialistische „Kennkarte für Juden“ für Dr. Martin Deutschkron, ausgestellt am 25. März 1939 und dabei zwangsweise um ‚Israel‘ als zweiten Vornamen ergänzt. Die Karte ist heute ein Exponat im „Museum Blindenwerkstatt Otto Weidt“ in Berlin-Mitte.

(Thread heute zum Abschluss verbunden mit einem herzlichen Dank an  @JewishArchitec1 für seine hilfreichen Hinweise bei der Auswahl des historischen Bildmaterials im ersten Tweet - und folgt ihm bitte, seine Tweets sind immer sehr, sehr lesenswert.)

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