#IngeDeutschkron100: Der Tag ist gekommen. Inge Deutschkron (geb. 23. August 1922, gest. 9. März 2022) wurde heute vor genau 100 Jahren im brandenburgischen Finsterwalde geboren.

Der Blick soll heute bewusst auch auf ihrer Rede vor dem Deutschen Bundestag im Januar 2013 liegen.

Inge Deutschkron sprach am 30. Januar 2013 vor unserem Parlament - als Zeitzeugin zum „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ (27. Januar, seit 1996) und auf den Tag genau 80 Jahre, nachdem Adolf Hitler im Jahr 1933 zum Reichskanzler ernannt worden war.

„Zerrissenes Leben“ lautete der Titel, den Inge Deutschkron ihrem beeindruckenden Vortrag gegeben hatte.

Video der damaligen Gedenkstunde des Deutschen Bundestages: https://kurzelinks.de/DtBundestag-Jan2013-Gedenkstunde.

Rede von Inge Deutschkron im verschriftlichten Wortlaut: https://kurzelinks.de/DtBundestag-Jan2013-Gedenkstunde-RedeIngeDeutschkron.

Die Rednerin blickte sehr eingehend auch auf ihre Gefühle unter dem Naziterror angesichts immer zahlreicherer Deportationen von jüdischen Mitmenschen zurück, deren Augenzeugin sie wurde - und auf die Entstehung von „Ich trug den gelben Stern“ (1978), ihres bekanntesten Buches.

Auszug aus ihrer Rede vor dem Deutschen Bundestag: „Mit welchem Recht, so fragte ich mich, verstecke ich mich, drückte ich mich vor einem Schicksal, das auch das meine hätte sein müssen? Dieses Gefühl von Schuld verfolgte mich, es ließ mich nie wieder los. [...] Dieses Gefühl wich zeitweise der Sprachlosigkeit, wenn Menschen im Nachkriegsdeutschland zu mir sagten: ‚So vergessen sie doch‘, wenn sie mich nicht anders zum Schweigen bringen konnten. ‚Sie müssen doch auch vergeben können‘, meinten sie. ‚Es ist doch schon so lange her.‘ Die meisten, denen ich in der provisorischen Bundeshauptstadt Bonn begegnete, hatten sie einfach aus ihrem Gedächtnis gestrichen, die Verbrechen, für die der deutsche Staat eine eigene Mordmaschinerie hatte errichten lassen und sie es geschehen ließen. Da wusste ich plötzlich, was meine Pflicht war, die mir meine Schuld auferlegte: Ich musste es niederschreiben. Die Wahrheit, die lückenlose Wahrheit, präzise und emotionslos, so wie ich es mit eigenen Augen gesehen hatte.“

Sie prägte die Aufarbeitung des Naziterrors dann für viele Jahrzehnte in besonderer Weise.

Sie wurde für ihr Wirken als Zeitzeugin vielfach ausgezeichnet - und die Besuche an einer Vielzahl von Schulen und die dabei geführten Gespräche mit Schülerinnen und Schülern über ihre Erlebnisse unter dem NS-Regime lagen ihr bis ins sehr hohe Alter immer besonders am Herzen.

Inge Deutschkron hat sich in ihrem bewegten Leben gegen das antisemitische Gift, für eine umfassende Gedenkkultur und für Gerechtigkeit eingesetzt - immer mutig und bis zuletzt.

Sie war eine großartige Frau. Die Erinnerung an sie soll ein Segen sein.

Ehre ihrem Andenken!

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