#IngeDeutschkron100: Feurigstraße 43, Berlin-Schöneberg. Erinnerung an Hedwig Porschütz, die der bereits untergetauchten Inge Deutschkron u. a. mit gefälschten Personaldokumenten half, zeitweise als ‚Gertrud Dereszewski‘ in der Blindenwerkstatt von Otto Weidt zu arbeiten.

Frau Porschütz, gelernte Stenotypistin, verarmte mit ihrem Ehemann in der Weltwirtschaftskrise, verdiente Geld zeitweise durch Prostitution und wurde 1934 wegen Erpressung zu einer Haftstrafe von zehn Monaten verurteilt. Sie half unter dem Naziterror vielen jüdischen Mitmenschen.

Sie versteckte (auch mit Hilfe ihrer Mutter) zeitweise vier Jüdinnen, von denen drei den Naziterror überlebten. Hedwig Porschütz arbeitete ab dem Jahr 1943 als Stenotypistin in der Blindenwerkstatt von Otto Weidt und organisierte auf dem Schwarzmarkt immer wieder Lebensmittel.

Sie unterstützte damit die bei ihr verborgenen Jüdinnen, stellte die Lebensmittel aber auch für Hilfspakete zur Verfügung, die Herr Weidt in das Ghetto Theresienstadt schicken ließ. Hedwig Porschütz wurde von Inge Deutschkron in ihrem bekanntesten Buch als „Frau P.“ bezeichnet.

„Ich trug den gelben Stern“, Kapitel „Untergetaucht“, Textauszug: „Wenige Tage später erschien Frau P. im Büro. Ich wußte, daß sie eine Wohnung in der Nähe des Alexanderplatzes hatte und Schwarzmarktgeschäfte betrieb; auch, daß sie Mädchen, die dem ältesten Gewerbe nachgingen, beherbergte oder vermittelte. [...]

Weidt bat mich eines Morgens in sein Büro und fragte: ‚Hast du 50 Mark dabei?‘ Ich sah ihn erstaunt an, nickte aber.

‚Hier, Frau P. hat ein Arbeitsbuch für dich besorgt.‘ Er hielt es mir hin. Ich starrte auf den Adler mit dem Naziemblem und begriff nichts.

‚Du bist von nun an Gertrud Dereszewski. Sieh dir genau an, wann sie geboren ist! Lern das alles hübsch auswendig.‘ Weidt lächelte verschmitzt [...].“

Das gesamte, mehr als bewegte Leben von Hedwig Porschütz und auch die Geschichte der ihr verwehrt gebliebenen Anerkennung nach der Zeit des Nationalsozialismus hat @herstory_pod in einem sehr lesenswerten Thread zusammengefasst.

Blick auf die eidesstattliche Erklärung (Herbst 1955) von Hedwig Porschütz über ihre Hilfe für die von ihr versteckten Marianne und Anneliese Bernstein, heute Exponat im „Museum Blindenwerkstatt Otto Weidt“. Das Schwesternpaar überlebte den Naziterror auch dank Frau Porschütz.

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