#IngeDeutschkron100: Innsbrucker Straße 58, Berlin-Schöneberg. Ella Deutschkron, die Mutter von Inge Deutschkron, lebte im II. Weltkrieg zeitweise bei einer guten Freundin in diesem Haus. Sie wurde hier, direkt am Bayerischen Platz, an vielen Abenden von ihrer Tochter besucht.

„Ich trug den gelben Stern“, Kapitel „In Berlin gehen die Lichter aus“, Textauszug: „Meine Mutter übernahm eine Arbeit in einem Wohlfahrtsamt der Jüdischen Gemeinde, das sich damals vor Antragstellern nicht retten konnte. Da ich zunächst nicht bei ihr wohnte, zog sie zu einer Freundin, die ebenfalls aus Köslin stammte. Sie verfügte über eine große Wohnung in der Innsbrucker Straße 58 [...]. ‚Tante Olga‘ war die typische Dame der guten Gesellschaft der Jahrhundertwende. Mit dem Pincenez auf der Nase und ihren von einem Netz gehaltenen, hoch aufgebauschten Haaren bewegte sich die Siebzigjährige in ihren Räumen wie in einem Palast.“

Die Textpassage aus den Erinnerungen von Inge Deutschkron schilderte dann aber auch, wie qual- und gefahrvoll der Alltag der jüdischen Bevölkerung unter dem Naziterror zu jeder Zeit war.

„Es läutete eines Abends laut und heftig [...]. Draußen stand ein Polizist [...]. ‚Bei ihnen ist die Verdunkelung nicht dicht genug‘, sagte er, und nähertretend flüsterte er Tante Olga zu: ‚Sie sind doch Juden.‘ Diese Tatsache war seit einiger Zeit an den Wohnungstüren durch einen Stern vermerkt worden.

‚Um Himmels willen, machen Sie sofort dicht. Wenn mein Kollege das entdeckt, hat er einen Grund, Sie zu verhaften. Bitte, tun Sie es ganz schnell!‘

Danach verschwand er eilig.“

Das Leben der Frauen war hart und sollte noch schwieriger werden.

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