#IngeDeutschkron100: Wittenbergplatz, Berlin-Schöneberg. Der Mut einer Schlachterin und eines Schlachters: Inge Deutschkron beschrieb, wie ihre Mutter und sie hier vom Ehepaar Krachudel mit Fleischwaren versorgt wurden, als dies unter dem Naziterror schon gesetzlich verboten war.

„Ich trug den gelben Stern“, Kapitel „In Berlin gehen die Lichter aus“, Textauszug: „Die jüdische Bevölkerung hatte fast ausnahmslos alles, was ihr nach den Lebensmittelkarten versagt bleiben sollte. Berliner Mitbürger sorgten dafür. Da waren zunächst die Inhaber der Lebensmittelgeschäfte, die ihren alten Stammkunden die 'Extras' zusteckten. Meine Mutter und ich fuhren einmal in der Woche zu Richard Junghans [...], der Am Knie (heute: Ernst-Reuter-Platz) ein Lebensmittelgeschäft aufgemacht hatte, [...]. Er versorgte uns mit Obst und Gemüse, als sei das das Selbstverständlichste von der Welt. Ähnlich war es mit unserem Fleischer Krachudel, der auf dem Wochenmarkt am Wittenbergplatz seinen Stand hatte und bei dem meine Mutter über 15 Jahre lang eingekauft hatte. Nun gab er meiner Mutter die gleiche Menge Fleisch, die unsere Familie in jenen vielen Jahren zu verbrauchen pflegte, ohne daß wir auch nur eine einzige Lebensmittelmarke hätten abgeben können.

‚Wie immer etwas zum Kochen, etwas zum Braten und etwas zum Schmoren?' Frau Krachudels Frage kam [...] so höflich wie eh und je.“

Seitenblick: Der Wittenbergplatz ist seit dem Jahr 1967 der Standort einer von zwei "Orte des Schreckens"-Gedenktafeln mit den Namen vieler nationalsozialistischer KZ. Die Tafel wurde hier einmal neu platziert und im Jahr 1995 um die Namen 'Trostenez' und 'Flossenbürg' erweitert.

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