#IngeDeutschkron100: Sächsische Straße 26, Berlin-Wilmersdorf. Ella und Inge Deutschkron kamen hier unter, da ein noch längerer Aufenthalt im vorherigen Versteck in Pankow zu gefährlich geworden war. Sie wurden hier von Lisa Holländer aufgenommen, einer entschiedenen NS-Gegnerin.

„Ich trug den gelben Stern“, Kapitel „In ‚Sicherheit‘“, Textauszug: „‚Meinen Mann haben die Nazis umgebracht!‘ Lisa Holländer sagte es hart und energisch. Nachdem er verhaftet worden war, hatte sie sich monatelang vergeblich darum bemüht, etwas über sein Schicksal zu erfahren. Überall war sie abgewiesen worden, ohne eine Antwort zu erhalten. Bis sie eines Tages aus einem KZ ein Paket mit der blutbefleckten Hose ihres Mannes und die Nachricht bekam, er sei einem Herzschlag erlegen. Lisa Holländer, Schwester unserer Freundin und Helferin Jenny Rieck, begründete mit dieser lapidaren Aussage ihre sofortige Bereitschaft, uns aufzunehmen. Rieck hatte uns zu ihr gebracht. [...] Sie freute sich, uns helfen zu können. ‚Es ist mir sogar ein Bedürfnis‘, sagte die blonde Frau mit Nachdruck. [...]

‚Ihr könnt bleiben, solange ihr wollt‘, sagte Tante Lisa, wie ich sie bald nannte, als ginge es um eine Einladung zum Tee, ‚ich habe genug Platz.‘

Uns erschien das kaum glaublich. [...] Ich bekam sogar ein eigenes kleines Zimmer, wie ich es noch nie in meinem Leben gehabt hatte. [...]

Das Haus in der Sächsischen Straße 26, in dem Tante Lisa wohnte, lag im sogenannten ‚Rosenhof‘, einem Block von mehreren Häusern, die rund um eine mit Rosen bepflanzte Anlage errichtet waren.“

Inge Deutschkron arbeitete, als sie hier wohnte, im Buchladen von Margarethe Sommer (vgl. den Thread vom 16. August).

Ella und Inge Deutschkron lebten für mehrere Monate (etwa ab Mai 1943) bei Lisa Holländer - bis deren Wohnung im Januar 1944 bei einem Bombenangriff zerstört wurde und eine neue Unterkunft gefunden werden musste. Der Weg führte sie und zunächst auch Lisa Holländer nach Potsdam.

Lisa Holländer half neben Ella und Inge Deutschkron vielen weiteren jüdischen Mitmenschen, denen sie mehrfach Lebensmittel und Lebensmittelmarken verschaffte. Sie wurde im Jahr 1971 als „Gerechte unter den Völkern“ anerkannt und verstarb im Jahr 1986 - im Alter von 95 Jahren.

Die Deutschkron-Frauen fanden (getarnt unter dem Familiennamen 'Richter') eine neue Bleibe auf einem Gartengrundstück (Adresse: Ravensbergweg 4) in Potsdam - in einem einstigen Ziegenstall, unbeheizt und nur mit einer Waschküche ausgestattet, wo sie bis Februar 1945 blieben.

Aussage einer Zeitzeugin (* 1940), die mir vor Ort in Potsdam begegnete: „Aber ja. Aber ja. Die Geschichte der Deutschkrons hier in der Siedlung: Das war bekannt, ja, durchaus, auch zu DDR-Zeiten - allerdings erst spät, als die Inge Deutschkron das alles aufgeschrieben hatte.“

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