#IngeDeutschkron100: Droysenstraße 10 a, Berlin-Charlottenburg. Klara Grüger und ihr Ehemann betrieben hier eine Bäckerei und halfen unter dem Naziterror, mehrere jüdische Mitmenschen zu verstecken oder mit Lebensmitteln zu versorgen, darunter auch Ella und Inge Deutschkron.

Inge Deutschkron beschrieb Frau Grüger in späterer Zeit als besonders mutig: Sie verkaufte bspw. noch Brot an jüdische Kundinnen und Kunden, als dies bereits verboten war - und auch sowjetische Kriegsgefangene versorgte sie mehrfach heimlich mit Brot und anderen Lebensmitteln.

Dr. Hans Münzer, ein jüdischer Rechtsanwalt, wurde vom Ehepaar Grüger mehr als zwei Jahre lang versteckt - und weitere vier junge Juden kamen dank Klara Grüger verdeckt in der Droysenstraße 7 (sehr nahe ihrer Bäckerei) unter, dies in Absprache mit der dortigen Portiersfrau.

Sie half im Winter 1944 auch Ella und Inge Deutschkron, indem sie für beide mehrfach Unterschriften fälschte, damit sie Lebensmittelkarten beziehen konnten. Die erste Begegnung mit Inge Deutschkron fand statt, als diese einen Koffer mit Schwarzmarktwaren zu Frau Grüger brachte.

Die Aktion geschah, um Walter Skolny zu schützen, einen jungen Mann, der wegen Schwarzmarkthandels von der Gestapo verhaftet und bei der Festnahme angeschossen worden war. Die von ihm gehorteten Lebensmittel sollten versteckt werden, um sein zu erwartendes Strafmaß zu mindern.

„Ich trug den gelben Stern“, Kapitel „Ausgebombt“, Textauszug: „In der Bäckerei stand eine Frau hinter dem Ladentisch. Sie sah mich prüfend an.

‚Frau Grüger?‘ fragte ich. Die kleine Frau [...] blickte lauernd. ‚Ich bringe Ihnen Grüße von Walter‘, sagte ich sehr langsam.

Nun schaute sie erstaunt.

‚Ich habe ihn lange nicht gesehen‘, erwiderte sie vorsichtig. Ich erzählte schnell, was sich zugetragen hatte. Ihre Augen füllten sich mit Tränen.

[...] Sie weinte. [...] Plötzlich sah sie mich an: ‚Wer sind Sie eigentlich?‘

Ich sagte es ihr. Sie hörte ruhig zu. Dann bestimmte sie: ‚Von nun an werde ich Ihnen helfen. Sie werden Walters Platz bei mir einnehmen.‘ Und schon ergriff sie eine Tüte, warf Brötchen und Kuchen hinein, ohne zu zählen und sagte: ‚Kommen Sie ungeniert, wann immer Sie etwas brauchen. Kommen Sie! Versprechen Sie mir das?‘ Sie weinte von neuem. [...]

‚Wie ist das alles furchtbar‘, schluchzte sie und erzählte, daß in der Backstube ein jüdischer Freund versteckt sei, der Rechtsanwalt Dr. Hans Münzer.“

Die Helferin in der Not stand Ella und Inge Deutschkron auch weiterhin fest zur Seite.

Klara Grüger ließ sich scheiden, heiratete Dr. Hans Münzer nach dem Krieg und wurde 1986 als „Gerechte unter den Völkern“ ausgezeichnet. Die Anerkennung in Deutschland blieb ihr zu Lebzeiten verwehrt.

Die jüdischen Mitmenschen, denen sie half, überlebten den Naziterror alle.

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