#IngeDeutschkron100: Uhlandstraße 167, Berlin-Charlottenburg. Die Familie von Inge Deutschkron lebte hier ab dem Jahr 1933, benachbart u. a. mit dem Ehepaar Jenny und Walter Rieck, das in späterer Zeit mehrfach lebensrettende Hilfe für Ella und Inge Deutschkron leistete.

Walter Rieck war ein reformorientierter Schulleiter und Kommunalpolitiker der @spdde (und damit Parteigenosse von Dr. Martin Deutschkron). Herrn Rieck wurde ebenso wie Herrn Dr. Deutschkron im Jahr 1933 seine Berufstätigkeit durch die nationalsozialistische Gesetzgebung verboten.

Walter Rieck arbeitete dann als Hausverwalter und als Geschäftsführer eines kleinen Lichtspieltheaters. Jenny und Walter Rieck riskierten ihr Leben, indem sie Ella und Inge Deutschkron im II. Weltkrieg auf dem Weg durch den Untergrund halfen - mit Verstecken, mit Lebensmitteln...

Inge Deutschkron schilderte aber auch, dass die Ehe von Jenny und Walter Rieck in den Kriegsjahren zerbrach. Der Grund soll seine Beziehung mit einer Schauspielerin in Berlin gewesen sein, während Ehefrau und Tochter in Bayern lebten - und die einst treue Helferin wandte sich ab.

Jenny Rieck, so Inge Deutschkron in "Ich trug den gelben Stern", war im Herbst 1944 über ihre zerrüttete Ehe so tief verzweifelt, dass sie Walter Rieck bei der Gestapo denunzierte - mit Andeutungen über zwei von ihm versteckte Jüdinnen. Die Wege des Paars trennten sich daraufhin.

Die Hilfe von Walter Rieck allerdings blieb - und sie verlief gegen Ende des II. Weltkrieges unvorhergesehen, da er Inge Deutschkron unter dem Namen 'Inge Richter' als Verkaufsgehilfin an einen antiquarischen Buchhändler vermittelte, der stramm überzeugter Nationalsozialist war.

„Ich trug den gelben Stern“, Kapitel „Nazis und andere“, Textauszug: „Walter Rieck wußte wieder einmal Rat. ‚Bist du bereit, bei einem Nazi zu arbeiten?‘, hatte er gefragt. Ich lachte. ‚Warum denn nicht? Das ist doch sicherer als irgendein anderer Platz.‘ Walter Rieck war Verwalter des Hauses in Neukölln [...], in dem sich das Geschäft von König befand. König hatte Rieck sein Leid geklagt, daß ihm nun auch seine letzte Verkäuferin genommen und in die Rüstungsfabrik gesteckt worden war.“

Wer ‚Inge Richter‘ war, fand der Buchhändler nie heraus.

Walter Rieck wirkte nach dem II. Weltkrieg erneut als Schulleiter und blieb kommunalpolitisch für die @spdde  aktiv, mit der er schließlich jedoch brach. Der Retter in der Not wurde im Jahr 1971 als „Gerechter unter den Völkern“ ausgezeichnet und starb im Jahr 1974 in West-Berlin.


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